„Du bist deinen Mitarbeitenden total egal…“
Diese Worte habe ich einem Unternehmer gesagt, mit dem ich bereits eine Weile erfolgreich zusammenarbeitete. Und sie haben gesessen.
Warum? Weil sie ehrlich waren. Und weil sie etwas in Bewegung gebracht haben, das vielen Inhaber:innen von Familienunternehmen schwerfällt: die Trennung zwischen persönlicher Bindung und professioneller Rolle.
Gerade in familiengeführten Unternehmen verschwimmen oft die Grenzen. Man arbeitet eng zusammen, teilt Erfolge und Krisen, kennt sich mit Vornamen, kennt sogar Kinder, Urlaubspläne und Essgewohnheiten.
Das hat Vorteile. Doch es birgt auch Risiken.
Denn wenn Mitarbeiter:innen gehen – sei es wegen eines attraktiven Jobangebots, einer neuen Liebe oder einem inneren Bedürfnis nach Veränderung – fühlt es sich plötzlich persönlich an.
„Wir sind doch wie eine Familie – wie kann er/sie nur gehen?“
Diese emotionale Verstrickung erschwert nicht nur die Trennung – sie verhindert oft auch, rechtzeitig klare Rollen, Zuständigkeiten und Nachfolgeprozesse zu gestalten.
Die wichtigste Erkenntnis meines Kunden aus diesem Prozess war simpel und gleichzeitig transformierend:
Menschen entscheiden immer so, dass sie sich selbst damit wohlfühlen.
Die Interessen anderer kommen danach. Das ist kein Egoismus. Es ist Menschlichkeit.
Wenn eine Fachkraft kündigt, liegt es selten an mangelnder Wertschätzung. Es liegt daran, dass ihr Leben sich verändert hat.
Vielleicht ist es die Liebe, die 500 km entfernt wohnt.
Vielleicht ist es das Bedürfnis, beruflich nochmal neu durchzustarten.
Vielleicht ist es der Wunsch nach einem Tapetenwechsel.
Du kannst nicht alles kontrollieren. Und du musst es auch nicht.
In unserem Coaching hat mein Kunde erkannt:
Er hatte versucht, alles in einen Topf zu werfen – Mitarbeitende, Familie, Führung, Loyalität.
Aber die Realität ist differenzierter:
Mitarbeitende sind keine Familienmitglieder.
Sie sind vertraglich gebundene Fachkräfte – oft engagiert, oft verbunden, aber mit eigener Agenda.
Die Verantwortung liegt bei der Inhaberfamilie – nicht bei allen gemeinsam.
Diese Erkenntnis hat ihm geholfen, professionelle Distanz zu halten, ohne Kälte zu erzeugen. Im Gegenteil: Die Wertschätzung ist seitdem sogar gestiegen – weil sie nicht mehr an emotionale Erwartungen geknüpft ist.
Es musste nicht einmal offen im Unternehmen kommuniziert werden. Die Veränderung fand innerhalb der Inhaberfamilie statt:
Sie beschlossen, ihre Rolle klarer zu definieren.
Sie übernahmen bewusst die Verantwortung für Entscheidungen, ohne sie emotional zu delegieren.
Sie begannen, Nachfolgeprozesse rechtzeitig zu denken, statt erst bei Kündigungen zu reagieren.
Die Wirkung? Spürbar.
✅ Mehr Klarheit
✅ Weniger Verletztheit
✅ Besseres Arbeitsklima
✅ Höheres Engagement
Eine ausgewogene Nähe-Distanz-Beziehung schafft Klarheit.
Klarheit schafft Vertrauen.
Vertrauen schafft Selbstbewusstsein.
Selbstbewusstsein schafft Engagement.
Engagement schafft Ergebnisse.
Das ist der Kreislauf, auf den es ankommt – ganz besonders in inhabergeführten Unternehmen.
Reflektiere deine Rolle:
Wo bist du zu nah dran – wo zu weit weg? Was projizierst du auf dein Team?
Sprich intern über euer Führungsverständnis:
Wie wollt ihr als Inhaberfamilie Verantwortung tragen – ohne emotionale Verstrickung?
Bereite Abschiede vor:
Jeder gute Mitarbeitende geht irgendwann. Die Frage ist nicht ob, sondern wie.
Formuliere eure Grundhaltung zur Führung:
Und lebe sie vor – still, konsequent und klar.
Nein, du bist deinen Mitarbeitenden nicht völlig egal.
Aber du bist nicht der Mittelpunkt ihres Lebens – und das ist gut so.
Denn echte Führung braucht diese gesunde Distanz.
Sie erlaubt Klarheit, stärkt Professionalität – und lässt Raum für echte Wertschätzung.
Bei KETCO unterstützen wir dich als Geschäftsführer:in im Mittelstand genau in solchen Übergängen:
✔ Führung klären
✔ Nachfolge vorbereiten
✔ Kommunikation stärken
✔ Entscheidungen professionell und menschlich begleiten
® 2025 KETCO GmbH
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