Kommunikation im Unternehmen – Carsten und Dr. John Kettler im Gespräch über Führung, Klarheit und Gesprächskultur.

Kommunikation im Unternehmen: Die ewige Frage „Wer ist schuld?“ und warum das die falsche ist

Es ist Freitagabend. Ich sitze in der Abendsonne, will auf LinkedIn ein paar interessante Beiträge entdecken und stoße stattdessen auf eine Flut an Hasskommentaren. Abwertend, provozierend, teilweise menschenverachtend. Und das nicht etwa von anonymen Trollen. Es sind Fach- und Führungskräfte. Ingenieure. Geschäftsführer. Professoren. Menschen mit Verantwortung.

Und ich frage mich: Was würden deren Kinder denken, wenn sie das lesen würden?

Worte wirken auch im Unternehmen

Kommunikation ist nie neutral. Sie prägt Beziehungen, bestimmt das Klima und hat unmittelbare Auswirkungen, intern wie extern.

Die Frage ist nicht, ob Worte wirken, sondern wie:

  • Was macht es mit dem Betriebsklima, wenn abwertende Kommunikation normalisiert wird?

  • Was macht es mit Mitarbeitenden, wenn Respektlosigkeit „durchgeht“?

  • Was macht es mit Kunden, wenn sie zufällig mitlesen?

  • Was macht es mit Lieferanten, wenn Führungskräfte öffentlich so auftreten?

Die Antwort ist klar: Kommunikation ist Kultur. Und sie beginnt bei der Führung.

Der wahre Schaden entsteht im Kleinen

Die meisten Kommunikationsprobleme entstehen nicht durch große Eskalationen, sondern durch kleine Grenzverletzungen, die unkommentiert bleiben:

  • ein zynischer Kommentar im Meeting

  • ein stilles Lächeln bei einem diskriminierenden Spruch

  • eine ausweichende Reaktion, wenn jemand diffamiert wird

Wenn Führungskräfte in diesen Momenten nicht reagieren, entsteht schleichend eine Kultur der Respektlosigkeit. Normalisierung ist gefährlich. Sie schafft ein Klima, das irgendwann niemand mehr bewusst steuert.

Was wirklich wirkt: Reagieren, solange es noch klein ist

In über 40 Jahren habe ich eines gelernt: Die wirksamste Maßnahme ist das direkte Gespräch sofort, im Moment des Vorfalls.

Nicht mit öffentlicher Demütigung, sondern mit Haltung:

  • ruhig

  • klar

  • auf Augenhöhe

Ein kurzes Innehalten. Eine einfache Frage:

„Was war da gerade?“

In 90 % der Fälle reicht das, um ein Umdenken auszulösen. Menschen fühlen sich gesehen und beginnen, ihr Verhalten zu reflektieren.

„Wer ist schuld?“. Die falsche Denkweise

Die ewige Frage „Wer ist schuld?“ führt in die Sackgasse. Sie erzeugt Verteidigung, Druck und Abwehr.

Die bessere Frage lautet:

„Was hat uns in diese Situation gebracht und wie wollen wir miteinander umgehen?“

Gerade in Unternehmerfamilien ist das entscheidend. Hier treffen emotionale Verstrickungen, unausgesprochene Erwartungen und generationenübergreifende Konflikte aufeinander. Schuldzuweisungen führen dann nicht nur zu Spannungen, sondern gefährden die Zukunft des Unternehmens.

Kommunikation im Unternehmen: Was wir von Generation Z lernen können

In meiner LinkedIn-Beobachtung fiel mir auf:

Die herablassenden Kommentare stammten überwiegend von Menschen meiner Generation (50+).

Die Gen Z dagegen postete meist offen, unterstützend, motivierend.

➡️ Ein anderer Kommunikationsstil – reflektierter, weniger hierarchisch, stärker beziehungsorientiert.

Statt diese Generation zu kritisieren, könnten wir lernen, das Beste zu verbinden:

  • Erfahrung und Haltung der Älteren

  • Offenheit und Wertschätzung der Jüngeren

 

Die eigene Sprache als Führungsinstrument begreifen

Kommunikation ist kein „Soft Skill“.

Sie ist ein strategisches Führungsinstrument. Mindestens so wichtig wie Zahlen, Daten und Prozesse.

Jede Führungskraft sollte sich regelmäßig fragen:

  • Wie rede ich über andere?

  • Wie rede ich mit anderen?

  • Wie rede ich über mich selbst?

Die Antworten entscheiden über Motivation, Zusammenhalt und Leistungskraft im Unternehmen.

Drei Wege zu besserer Kommunikation im Unternehmen

 

  1. Kleine Signale ernst nehmen

    Warte nicht auf große Konflikte. Reagiere früh, klar, ruhig, respektvoll.

  2. Gespräche statt Schuldzuweisungen

    Frag nicht: „Wer ist schuld?“

    Sondern: „Was hat uns hierher geführt und wie wollen wir es besser machen?“

  3. Sprache bewusst steuern

    Worte sind Werkzeuge. Nutze sie, um Klarheit, Respekt und Vertrauen zu schaffen nicht, um Druck, Angst oder Abwehr zu erzeugen.

 

Kommunikation als Kulturaufgabe

Ob in Meetings, E-Mails oder spontanen Flurgesprächen: Jede Form der Kommunikation formt Kultur.

Wer schweigt, wenn Respekt verletzt wird, duldet Respektlosigkeit.

Wer achtsam reagiert, schafft Verbindlichkeit.

Und das ist die eigentliche Verantwortung von Führungskräften: Kommunikation nicht nur als Technik zu sehen, sondern als Kulturarbeit.

Fazit: Kommunikation im Unternehmen entscheidet über Zukunft

Kommunikation im Unternehmen ist kein Beiwerk. Sie ist der Kern jeder Führung.

Sie entscheidet darüber, ob Mitarbeitende Vertrauen entwickeln oder innerlich kündigen.

Sie entscheidet darüber, ob Konflikte eskalieren oder zu Lösungen führen.

Und sie entscheidet darüber, ob Unternehmen im Wettbewerb bestehen oder an sich selbst scheitern.

Die ewige Frage „Wer ist schuld?“ hilft niemandem.

Die bessere Frage lautet: „Wie gestalten wir unsere Gesprächskultur?“

Denn wer Kommunikation ernst nimmt, gestaltet Zukunft.

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